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Story

Gamification im Tourismus: Wie spielerische Technologien das Gästeerlebnis verbessern

Q&A Session mit Annika Aebli


Annika Aebli forscht als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Lausanne im Bereich “Human-Computer Interaction”. In ihrer Dissertation hat sie sich mit der Frage beschäftigt, wie Gamification Technologie das Gästeerlebnis im Tourismus verändert. In unserem Q&A haben wir sie gefragt, was der Begriff Gamification genau bedeutet, wie Destinationen davon profitieren können und was erfolgreiche Gamification Technologie ausmacht.

Was bedeutet der Begriff “Gamification” im Tourismus?

Generell umfasst Gamification den Einsatz spielerischer Elemente in einem nicht-spielerischen Kontext. Bei der Anwendung im Tourismus geht es darum, spielerische Elemente zu nutzen, um das touristische Erlebnis noch bedeutungsvoller zu gestalten.



In deiner Doktorarbeit hast du untersucht, ob Gamification Technologie das Gästeerlebnis verändert. Zu welchen Resultaten bist du gekommen?

Technologien mit spielerischen Elementen wie zum Beispiel eine App können das Gästeerlebnis bedeutungsvoller gestalten, indem sie auf unterhaltsame Weise an intrinsische Motivationen anknüpfen und die damit verbundenen Bedürfnisse befriedigen.

Aus psychologischer Sicht sind die zugrundeliegende Motive eines touristischen Erlebnisses (z.B ein Skitag) vergleichbar mit einem Spiel im klassischen Sinne. Analog zu Spielen kann ein touristisches Erlebnis bspw. Kompetenzerleben (“Ich möchte eine bessere Skifahrer:in werden”) oder soziale Verbundenheit (Ich möchte eine gute Zeit mit meiner Familie verbringen”) fördern und dadurch das Erlebnis verstärken.

Mit spielerischen Elementen innerhalb der Technologie wird das Gästeerlebnis um eine zusätzliche soziale und emotionale Ebene angereichert. Dank der Dokumentation und Sichtbarmachung der erbrachten Leistungen zum Beispiel via App können Gäste ihre Bedürfnisse nicht nur für sich selbst ausleben, sondern gleichzeitig mit anderen teilen. Dadurch entsteht eine neue soziale Dynamik, die über den eigentlichen Aufenthalt hinauswirkt. Zusätzlich zur sozialen Vergleichbarkeit mit anderen und dem dadurch ausgelösten gesunden «Wettbewerb» unter Gästen, bspw. über Leaderboards, funktioniert die dokumentierte Leistung ähnlich wie ein Tagebuch: Gäste greifen auch nach ihrem Aufenthalt noch gerne darauf zu und schwelgen in Erinnerungen.


Gamification intensiviert das Gästeerlebnis während und nach dem Aufenthalt in der Destination.





Wie können Tourismusdestinationen von Gamification profitieren?

Gamification hilft Destinationen, sich intensiver mit der Frage zu beschäftigen: Warum kommen unsere Gäste zu uns? Es geht darum, sich also wirklich mit den Bedürfnissen der eigenen Gäste auseinanderzusetzen. Gleichzeitig kann Gamification zu einem erhöhten Engagement der Gäste gegenüber der Destination führen. Nutzer berichten zum Beispiel, dass sie dank der spielerischen Elemente in der App neue Pisten entdeckt oder dadurch einen besseren Überblick über die Destination erhalten haben.

Dazu kommen eine engere emotionale Bindung, eine höhere Identifikation mit der Destination und verstärkte Loyalität über das Urlaubserlebnis hinaus. Wie erwähnt: viele Gäste schauen sich ihre aufgezeichneten Leistungen in der App auch noch Wochen nach dem Aufenthalt immer wieder an.



Was ist aus deiner Sicht der wichtigste Erfolgsfaktor beim Einsatz von Gamification Technologie im Tourismus? Wo liegen die Stolpersteine?

Ein gängige Annahme ist, dass Gamification Technologie einfach eingeführt werden kann und dann automatisch dazu führt, dass Besucher ein stärkeres Engagement zeigen, länger bleiben und öfter zurückkommen. Dem ist aber nicht so!

Der wichtigste Erfolgsfaktor ist, dass die Gamification auf das bestehende Gästeerlebnis ausgerichtet ist. Wandergäste mit einem Interesse an Biodiversität haben andere Bedürfnisse und Motive als ein begeisterter Wintersportler, der seine Fähigkeiten beim Skifahren verbessern möchte. Wer Gamification erfolgreich einführen will, muss sich mit den tieferen Werten der Gäste befassen. Wenn die Gamification-Mechanismen an den persönlichen Werten der Gäste anknüpfen, dann ist die Intensivierung des Gästeerlebnisses am stärksten. Wichtig ist auch, dass Gamification nicht zu aufdringlich gestaltet wird. Der Gast sollte jederzeit frei entscheiden können, wie oft und wann er die Gamification nutzen möchte.






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